Auftragsnetze in SAP
Wie können komplexe Fertigungsprozesse in SAP abgebildet werden?
Haben Sie jemals Schwierigkeiten gehabt, komplexe mehrstufige Fertigungsprozesse effizient zu planen und zu verwalten? Stellen Sie sich vor, Sie produzieren ein komplexes Elektronikgerät, das aus mehreren Komponenten wie einer Leiterplatte und einem Gehäuse besteht. Für jede dieser Komponenten müssen separate Fertigungsaufträge erstellt werden. Wie können Sie sicherstellen, dass diese Aufträge nahtlos koordiniert werden, ohne dass die Komponenten unnötig durch das Lager gehen müssen? Hier kommt das Konzept des Auftragsnetzes ins Spiel.
Das Auftragsnetz in SAP bietet eine strukturierte Lösung für die Verknüpfung von Plan- oder Fertigungsaufträgen über mehrere Fertigungsstufen hinweg. Es ermöglicht eine integrierte Betrachtung des gesamten Fertigungsprozesses, erleichtert die Ressourcenverwaltung und sorgt für eine genauere Kostenabbildung. In diesem Blog werden wir das Auftragsnetz genauer unter die Lupe nehmen und aufzeigen, wie es Ihnen helfen kann, komplexe Produktionsprozesse effizienter und transparenter zu gestalten. Entdecken Sie, wie das Auftragsnetz betriebswirtschaftliche Vorteile bietet, automatische Änderungen in abhängigen Aufträgen ermöglicht und die Planung von Direktfertigungskomponenten vereinfacht.
Nachdem wir das grundlegende Konzept des Auftragsnetzes in der Einleitung vorgestellt haben, wollen wir nun tiefer in die Details eintauchen. Hier sind die Hauptpunkte, die wir genauer betrachten werden:
Integrierte Betrachtung mehrstufiger Fertigung
Das Auftragsnetz ermöglicht es, unterschiedliche Stufen eines Fertigungsprozesses zusammen im System abzubilden. Dies bedeutet, dass Sie alle relevanten Aufträge für die Herstellung eines komplexen Produkts wie eines Elektronikgeräts in einer integrierten Struktur verwalten können. Jeder Auftrag innerhalb dieses Netzes erhält eine eigene Auftragsnummer, wodurch die Nachverfolgung und Verwaltung erheblich vereinfacht wird. Dadurch können nur einzelne Aufträge, Teilnetze, oder aber das gesamte Netz bearbeitet werden.
Durch diese integrierte Betrachtung wird der gesamte Fertigungsprozess transparenter und nachvollziehbarer. Sie können die Beziehungen zwischen den einzelnen Aufträgen besser verstehen und sehen sofort, wie Änderungen an einem Auftrag sich auf andere auswirken.
Automatische Änderungen in abhängigen Aufträgen
Änderungen an einem Auftrag innerhalb des Auftragsnetzes wirken sich automatisch auf abhängige Aufträge und auftragserzeugende Komponenten aus. Wenn Sie beispielsweise die Auftragsmenge in einem Auftrag ändern, wird diese Änderung automatisch in allen abhängigen Aufträgen angepasst. Dies stellt sicher, dass der gesamte Fertigungsprozess konsistent bleibt und dass keine manuellen Anpassungen notwendig sind, die zu Fehlern führen könnten.
Betriebswirtschaftliche Funktionen für mehrere Aufträge gleichzeitig
Das Auftragsnetz in SAP erlaubt die gleichzeitige Ausführung bestimmter betriebswirtschaftlicher Vorgänge für mehrere Aufträge. Beispielsweise bewirkt die Freigabe eines Auftrags im Netz die gleichzeitige Freigabe aller hierarchisch untergeordneten Aufträge.
Diese Funktionalität spart Zeit und reduziert den administrativen Aufwand erheblich. Sie stellt sicher, dass alle Teile des Fertigungsprozesses synchronisiert sind und keine Verzögerungen aufgrund von administrativen Hürden entstehen.
Aufgepasst werden muss hingegen bei der Rücknahme einer Freigabe eines abhängigen Auftrags. Hierbei werden auch die Freigaben in den übergeordneten Aufträgen zurückgenommen, da ohne die Fertigung der direktgefertigten Komponente auch keine Fertigung des übergeordneten Auftrags erfolgen kann. Dies geschieht auch, wenn der übergeordnete Auftrag bereits gedruckt ist und eine WM-PP Bereitstellung ausgeführt wurde.
Auch bei der Terminierung können Abhängigkeiten im gesamten Netz Berücksichtigung finden. Dazu muss zunächst das Netz ausgewertet werden, um die Beziehungen zwischen den Aufträgen zu erkennen. Anschließend kann der führende Auftrag umterminiert werden, wodurch auch die Aufträge für die direkt gefertigten Komponenten entsprechend terminlich angepasst werden.
Direkt gefertigte Komponenten müssen nicht übers Lager laufen
Innerhalb eines Auftragsnetzes werden die direkt gefertigten Komponenten mit einer automatischen Warenbewegung auf den übergeordneten Auftrag gebucht. Diese müssen also nicht über das Lager laufen, sondern können direkt zum entsprechenden Fertigungsbereich des nächsten Auftrages gebracht werden.
Zwischengelagert werden im gesamten Auftragsnetz dann nur die nicht direkt gefertigten Komponenten, wie Fremdbeschaffte Teile, vormontierte Baugruppen, und das finale fertige Produkt.
Diese Vorgehensweise vereinfacht die Verwaltung und Pflege des Auftragsnetzes im Vergleich zu mehreren separaten Einzelaufträgen. Darüber hinaus ermöglicht sie eine exaktere Abbildung der Kosten des Fertigungsprozesses, da untergeordnete Aufträge direkt auf übergeordnete kontiert und abgerechnet werden können.
Alternativ können Buchungen zwischen den Netzbaugruppen auch komplett vermieden werden und die gesammelten Kosten dann im Periodenabschluss auf den übergeordneten Auftrag abgerechnet werden.
Praktisches Beispiel: Herstellung eines Elektronikgeräts
Um die Vorteile des Auftragsnetzes zu verdeutlichen, betrachten wir die Herstellung eines Elektronikgeräts. Angenommen, Sie müssen eine komplexe Leiterplatte und ein passendes Gehäuse fertigen. Durch das Auftragsnetz können Sie separate Fertigungsaufträge für diese Komponenten erstellen, ohne Zwischenlagerung. Dies wird durch die Direktfertigung ermöglicht, die automatisch im Auftragsnetz abgebildet wird.
Die Terminierung der Fertigungsaufträge hängt dabei an den Arbeitsplänen und der Zuordnung der Komponente zu einem Vorgang. Dauert z.B. die Herstellung der Leiterplatte 10 (Arbeits-)tage (5 Tage Transportzeit + 5 Tage Bearbeitung), die des Gehäuses 3 Tage (1 Tag Transportzeit + 2 Tage Bearbeitung) und der abschließende Zusammenbau des Elektronikgeräts 3 Tage. Und soll darüber hinaus die Leiterplatte am zweiten Tag des Hauptauftrags bereitgestellt werden und das Gehäuse am dritten Tag, dann wird bei einer Rückwärtsterminierung diese Abhängigkeit beachtet und die direktgefertigten Komponenten starten rechtzeitig. Dies ist im folgenden Bild exemplarisch dargestellt. Einmal in der Strukturübersicht des Auftragsnetzes und einmal in der Plantafel.
In der Struktur des Auftragsnetzes für die Herstellung des Elektronikgeräts ist der Hauptauftrag mit der Nummer 1000302 zu sehen. Die beiden abhängigen Aufträge 1000300 für die Herstellung der Leiterplatte und 1000301 für das Gehäuse sind diesem untergeordnet. Der Hauptauftrag ist mit der Rückwärtsterminierung und dem Eckendtermin 31.10.2024 terminiert. Die beiden abhängigen Aufträge haben sich entsprechend ihrer Zuordnung im Arbeitsplan des Elektronikgerätes automatisch ausgerichtet. Sie enden jeweils am Vortag der Bereitstellung.
Dies ist auch im Bild der Plantafel zu sehen. Die Aufträge sind noch nicht eingeplant. Die Leiterplatte mit der längsten Fertigungszeit startet bereits zum 15.10.2024. Der Fertigungsauftrag für das Gehäuse muss auf Grund des Wochenendes bereits zum 25.10.2024 gestartet werden. Die Gesamtdurchlaufzeit beträgt auf Grund der langen Transportzeit für die Leiterplatte dementsprechend 12 Arbeitstage.
Fazit
Das Auftragsnetz in SAP bietet eine leistungsstarke und flexible Methode zur Verwaltung komplexer Fertigungsprozesse. Durch die integrierte Betrachtung, die Zuweisung separater Auftragsnummern, den Wegfall von Lagerbewegungen zwischen Fertigungsstufen, betriebswirtschaftliche Funktionen für mehrere Aufträge gleichzeitig und automatische Anpassungen in abhängigen Aufträgen, wird die Produktionsplanung erheblich vereinfacht und optimiert.
Nutzen Sie das Auftragsnetz, um Ihre Produktionsprozesse effizienter, transparenter und kosteneffektiver zu gestalten. Wir unterstützen Sie gern dabei, sprechen Sie uns an.
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