Datenmigration zu SAP S/4HANA mit dem Data Migration Cockpit

Datenmigration zu SAP S/4HANA mit dem Data
Migration Cockpit

Als Business-Analysten ist unser tägliches Brot und Butter die modulübergreifende Aufbereitung und Konsolidierung von Daten. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt darin, die relevanten Daten in der Quelle zu identifizieren, zu analysieren und in ein geeignetes, standardisiertes Format zu überführen. Dies gilt für die Übertragung von Quelldaten in analytische Systeme (SAP BusinessWarehouse) ebenso wie für die Übertragung von Quelldaten in transaktionale Systeme (S/4HANA). Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der einmaligen Daten-Übertragung (Migration) von Daten aus abzulösenden Enterprise Ressource Planning (ERP) Systemen in das neue SAP S/4HANA.

Für die Migration zum S/4 empfiehlt die SAP die zwei (in der S/4HANA Lizenz enthaltenen) Lösungen,

Wobei Data Services (Migrationslizenz) hier als das Legacy-Tool zu verstehen ist. Das heißt, es ist bereits eine ausgereifte Lösung mit viel Content (SAP Vorlagen inklusive Businesslogik), aber nur für das Migration Cockpit wird zukünftig neuer Content entwickelt.

Schritte der Datenmigration

Datenmigration ist die „Überführung von Daten von einem Quellsystem in ein Zielsystem“ ( Elvan Öztürk in Datenmigration). Das Zielsystem wird das neue datenführende System und löst ein oder mehrere Altsysteme nach dem Datentransfer ab.

Die Hauptschritte der Datenübertragung sind

1. die Systemanalyse (sowohl Quell- als auch Zielsystem),
2. die Identifikation von relevanten Quelldaten,
3. die Aufbereitung und Konsolidierung dieser Daten (Data Quality, Data Cleansing, Master Data Governance),
4. die Entwicklung und Umsetzung der Transformationslogik,
5. die Datenübertragung und
6. die Ergebnisüberprüfung.

Die Aufwandstreiber sind aus Expertensicht die Schritte drei und vier, wobei insbesondere das Data Cleansing gerne unterschätzt wird. Die Idee hinter diesem Schritt ist, den Neustart in die S/4HANA Umgebung zu nutzen, um Altlasten auszuräumen und damit die Datenqualität zu verbessern. Dies wird einerseits durch die neuen Tabellen-Strukturen im S/4 HANA bedingt, andererseits durch historische Daten, die eventuell mehrfach vorkommen, fehlerbehaftet, oder gar falsch sind. Ein typisches Beispiel für das zweite sind Kundendaten oder Materialnummern aus Unternehmensübernahmen.

Data Migration Cockpit

Das in S/4HANA integrierte Migrations Cockpit ist das aktuelle SAP Produkt für den einmaligen Transfer von Daten in die S/4HANA-Applikation. Es ist dafür konzipiert, relevante Daten aus abzulösenden Systemen standardisiert und konsolidiert in das S4 zu übertragen.

Hierzu bietet es von der SAP kreierten und gepflegten Content pro Migrationsobjekt inklusive Vorlagen und Transformationslogik. Einbindung von kundespezifischen Anforderungen sind leicht in die Content-Strukturen zu integrieren und Erweiterungen basieren auf ABAP-Programmierung (Funktionsbausteinen oder BAPIs). Der Migrationsprozess wird in Fiori-Apps durch Wizards geführt und automatisiert.

Transferansätze des Data Migration Cockpits

Das Data Migration Cockpit unterstützt drei Ansätze der Datenübertragung: Datei, Staging und Direkt Migration. Die Ablaufschritte 2-5 der Datenmigration sind für diese Wege identisch. Sie unterscheiden sich in der Art und Weise ihrer Schnittstellen und des eigentlichen Datentransfers. Die Auswahl des besten Weges hängt entscheidend von den Quellsystemen und dem Volumen der zu übertragenden Daten ab.

 
Bildmodul

Der erste Weg ist die Datei Migration. Hier werden vorstrukturierte XML-Dateien in den Bereich des Migration Cockpits hochgeladen und dort mithilfe eines Wizards bereinigt, transformiert und in das S/4HANA System übertragen. Für die File Migration müssen keine Quellsysteme angebunden werden, aber es gibt Grenzen in der Dateidimensionierung (Note: 2719524). Dieser Ansatz eignet sich insbesondere für kleine Datenvolumina aus diversen Quellen.

Der zweite Ansatz ist die Migration via HANA-Datenbank-Tabellen (Stagingtabellen). Zur Befüllung dieser Tabellen werden die Schnittstellen-Technologien der HANA-Datenbank oder fremde ETL Tools verwendet. Die Stagingtabellen erfüllen erstens die Funktion eines Testdatensatzes anhand dessen die Aktionen der Datenbereinigung und die Transformationsregeln definiert werden und zweitens als Quelltabellen für die Beladung des S/4HANA. Für diesen Weg ist es erforderlich, HANA Berechtigungen zu besitzen und die Schnittstellen zu den vielfältigen Quellsystemen zu konfigurieren. Vorteil dieser Option sind die großen Datenvolumina, die zuverlässig übertragen werden können.

Der dritte Weg des direkten Transfers funktioniert nur für SAP Quellsysteme. Via einer RFC-Verbindung zwischen den Applikationssystemen greift das S/4HANA über das Migration Cockpit direkt auf die Quelltabellen des SAP-Systems zu und überträgt die Daten in die äquivalenten S/4-Strukturen. Dies ist möglich, weil die Datenstrukturen und die Businesslogik des Quellsystems vollständig bekannt sind. Für diesen Ansatz ist es erforderlich eines der (derzeit drei: ERP, AFS, EWM) möglichen SAP Systeme per RFC-Verbindung an das S/4HANA System anzubinden. Dies ermöglicht eine zuverlässige Übertragung großer Datenvolumina und HANA Berechtigungen sind nicht erforderlich.

Migrationsprojekte

Projekte sind die Verwaltungseinheiten im Migration Cockpit. Pro Projekt kann nur ein Transferansatz gewählt werden. Innerhalb von Projekten können beliebig viele Migrationsobjekte bearbeitet werden. Die Aktivierung der Migrationsobjekte (MO) ist relativ zeitaufwändig, aber pro Projekt nur einmalig notwendig. Transfer und Transformationslogik kann auf Projektebene oder auf MO-Ebene definiert werden.

Migrationsobjekt (MO)

Die Migrationsobjekte sind die Migrationseinheiten aller Migrationsansätze. Der Transfer und die Transformationslogik in das S/4HANA System werden anhand der MO gesteuert. Verwaltet werden diese zentral im Migration Object Modeler (MOM = >/nLTMOM). Eine Übersicht zu den verfügbaren Migrationsobjekten ist unter Verfügbare Migrationsobjekte – SAP Help Portal zu finden. Derzeit stehen für S/4HANA Cloud mehr Migrationsobjekte zur Verfügung als für S/4HANA on premise.

MO existieren sowohl für Stammdaten (Hausbank, Material, Kunde, …) als auch für Transaktionsdaten und gliedern sich anhand bekannter SAP-ERP-Business-Objekte und deren Tabellen. Migrationsobjekte können projektübergreifend definiert werden, müssen zur Verwendung aber den jeweiligen Projekten zugeordnet sein.
Jedes MO enthält Informationen zur Quell- und Zielstrukturen inklusive der Feldinformationen. Businessobjekte sind im ERP meist über mehrere Tabellen verteilt, daher sind auch multiple Strukturen möglich und es muss ein Mapping zwischen den Strukturen und Feldern stattfinden.

Regeln und Umschlüsselungsobjekte können MO-spezifisch oder pro Projekt definiert werden.

Kundenspezifische Felder und Logik

Im Migration Object Modeler können neue, kundenspezifische MOs erstellt werden, MOs geändert werden und in Projekte aufgenommen werden.

Die Transformationslogik (ABAP-basiert) geschieht auf Quellsystem- / XML-Seite durch eine simple Erweiterung der Quellstruktur. Auf S/4HANA-Seite muss die Zielstruktur angepasst werden. Diese ist überwiegend über Business-APIs (BAPI) konfiguriert. Das heißt, dass Erweiterungen und Änderungen an den BAPI-Entwicklungen durchgeführt werden muss. Dies stellt sicher, dass die Feldinformationen in der richtigen S4-Tabelle landen und (falls relevant) interne Businessprozesse angestoßen werden, so dass abgeleitete Prozesse und Feldeinträge durchgeführt werden.

Als letzter Schritt der benutzerspezifischen Anpassungen müssen im MOM die neuen Quell- und Zielfelder gemappt werden.

Im Weiteren ist der Ablauf der File und der direkten Migration durchgespielt. Und es werden Beispiele für eine Umsetzung einer kundenspezifischen Logik gezeigt.

Transaktionen and Rollen

Das Migration Cockpit agiert mit zwei Transaktionen und dem Fiori Launchpad:

Die Benutzer benötigen hierfür folgende Rollen

Transport

Der Inhalt eines Migrationsprojektes kann über eine Export-/Importschnittstelle zwischen verschiedenen Systemen kopiert werden. (Mass Transfer ID der Projekte der jeweiligen Systeme muss identisch sein). Bei dem Import wird das dort bestehende, gleichlautende Migrationsobjekt im ausgewählten Projekt überschrieben.

Die Exportdatei enthält die Einstellungen pro Migrationsobjekt inklusive den Mappinglogiken und Umschlüsselungstabellen pro MO und auf Projektebene. Logs und Projekte werden nicht exportiert.

Vorbereitung

Jeder Migrationsansatz hat unterschiedliche IT Anforderungen. Im Folgenden sind die übergreifenden Schritte erwähnt, die sicherstellen, dass das Migration Cockpit fehlerfrei funktioniert und die Migrationsobjekte existieren. Zusätzlich zu den Schritten unten, benötigt jeder Ansatz spezifische technische Vorbereitungen, diese können den aktuellen SAP Notes (siehe Grafik) entnommen werden.

1. Note-Checker SE38 : DMC_NOTE_ANALYZER
(2596411: Überprüft fehlende Notes für das Migration Cockpit)
2. S4 < 1909 FPS01 : Technical Job Framework (2705355 & 2190119)
3. Check Migrationsobjekte: Müssen auf Mandant 000 vollständig vorhanden sein, dann auf dem Zielmandanten SE38 : CNV_PE_MC_LOAD_OBJECTS ausführen
4. Aktiver WebService (SICF)

Wir unterstützen Sie gerne

Unsere Experten unterstützen Sie in allen Phasen der Migration.

Kontakt

Natalie Ladwein
Telefon: +49 (0)40 53302-0
E-Mail: info@cimt-ag.de

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