Erweiterte Intercompany Abwicklung ab Release SAP S/4HANA 2022

Klassische vs. Erweiterte Intercompany Abwicklung

Viele Unternehmen, die SAP einsetzen, haben Werke oder Betriebe in mehreren Ländern und führen konzerninterne Transaktionen durch. SAP hat hierfür benötigte Prozesse seit den Anfängen mit einer vereinfachten, klassischen Intercompany Abwicklung unterstützt.

Zu unterscheiden sind dabei der Intercompany Verkauf sowie die Intercompany Umlagerung. 

Im Folgenden wird zunächst auf die klassische Abwicklung und deren Einschränkungen eingegangen. Anschließend werden die Ergänzungen und Veränderungen der erweiterten Intercompany Abwicklung hervorgehoben.

Klassische Intercompany Abwicklung

Der klassischen Intercompany Verkauf (– Materialien werden direkt von einer abweichenden Liefergesellschaft an den externen Kunden geliefert –) besteht aus den Schritten:

  • Ein Kundenauftrag in der Vertriebsgesellschaft wird mit einem abweichenden, liefernden Werk angelegt (unterschiedliche Preise für den Endkunden und die interne Rechnung).
  • Die Liefergesellschaft legt die Auslieferung für den Direktversand an.
  • Der Warenausgang zur Auslieferung erfolgt direkt an den Endkunden.
  • Die Liefergesellschaft erstellt eine interne Rechnung an die Vertriebsfirma mit Bezug auf die Lieferung.
  • Die Vertriebsgesellschaft erstellt die Rechnung an den Endkunden mit Bezug auf die Lieferung.

Bei der klassischen Intercompany Umlagerung (– Waren werden physisch von der anfordernden Organisation empfangen –) erfolgen die Schritte:

  • Das empfangende Unternehmen erstellt eine Intercompany Bestellung für ein Produkt aus der Liefergesellschaft.
  • Die Liefergesellschaft legt eine Auslieferung mit Bezug auf die Umlagerungsbestellung an.
  • Der Warenausgang zur Auslieferung erzeugt eine Anlieferung im empfangenden Werk.
  • Sobald die Ware physisch eingegangen ist, wird ein Wareneingang auf die Anlieferung im empfangenden Werk gebucht.
  • Die Liefergesellschaft erstellt eine Intercompany Rechnung an das empfangende Unternehmen mit Bezug zur Auslieferung.

Beide klassischen Abwicklungen enthalten Einschränkungen sowohl aus logistischer als auch aus finanzieller Sicht. Wesentliche Merkmale sind insbesondere:

  • Das verkaufende Unternehmen beschafft die Ware vom liefernden Unternehmen, aber es gibt keine Bestellung, die vom verkaufenden Unternehmen beim liefernden Unternehmen aufgegeben wird.
  • Das ausliefernde Unternehmen liefert Waren aus, ohne dass ein Kundenauftrag an seine Verkaufsorganisation erteilt wurde.
  • Für das gelieferte Material gibt es bei der verkaufenden Gesellschaft keine Lieferantenrechnung, sondern nur einen Buchhaltungsbeleg.
  • Es gibt keine bewertete Bestandsbuchung bei der verkaufenden Firma, daher gibt es dort auch keine ordnungsgemäße Produktkalkulation oder Anschaffungskosten.
  • Die ereignisbasierte Umsatzrealisierung (EBRR) nach den Rechnungslegungsgrundsätzen der International Financial Reporting Standards (IFRS) wird nicht unterstützt.
  • Universal Parallel Accounting (UPA) wird nicht unterstützt.

Erweiterte Intercompany Abwicklung

Mit der erweiterten Intercompany Abwicklung werden diese Einschränkungen aufgehoben. Und sie bietet ein neues Überwachungs-Framework für End-to-End-Logistik und -Finanzprozesse mit der SAP-Fiori-App „Wertschöpfungsketten überwachen“. Dabei ändern sich die Tätigkeiten für den Anwender kaum, da die zusätzlichen Belege automatisch generiert werden.

Erweiterter Intercompany Verkauf

Der Prozess „erweiterter buchungskreisübergreifender Verkauf“ bietet Funktionen, die es zwei verbundenen Unternehmen ermöglichen, an einem einzigen Intercompany Prozess teilzunehmen, wie z.B. folgende:

  • Ein lokales Verkaufsbüro verkauft an einen Kunden. Das produzierende Unternehmen liefert die Waren direkt an den Kunden.
  • Eine lokale Verkaufsorganisation verkauft an einen Kunden. Ein Zentrallager liefert die Waren direkt an den Endkunden aus.

Der neue Prozess legt eine zusätzliche Bestellung im verkaufenden Unternehmen und einen Kundenauftrag im liefernden Unternehmen an. Er verwendet den bewerteten Transitbestand, um Folgendes zu ermöglichen:

  • Erstellung von Ergebnisberichten für beide verbundene Unternehmen
  • Nahtloser Kontrollübergang zwischen den verbundenen Unternehmen und dem Kunden
  • Vorgangsbezogene Erlösrealisierung
  • Material-Ledger und Kostenschichtung

Integration in das Transportmanagement samt Frachtkosten

Erweiterte Intercompany Umlagerung

Der Prozess “Erweiterte buchungskreisübergreifende Umlagerung” beginnt mit der Anforderung zur Umlagerung von Material aus einem Unternehmen in ein anderes Unternehmen. Es wird eine Bestellung unter dem empfangenden Werk angelegt.

Im abgebenden Werk werden die zu versendenden Materialien überwacht, nach Bedarf Auslieferungen angelegt und die Waren versendet. Im empfangenden Werk gehen Waren an einem Lagerort ein, die sich auf die Einkaufsbelege beziehen. Die buchungskreisübergreifende Abrechnung wird durchgeführt, und eine Lieferantenrechnung wird angelegt.

Fazit

SAP bietet seit dem Release SAP S/4HANA 2022 mit den neuen Intercompany Funktionalitäten „Erweiterter Intercompany Verkauf“ und „Erweiterte Intercompany Umlagerung“ eine Lösung, um die Einschränkungen der bisherigen, klassischen Intercompany Funktionalität zu beseitigen. Insbesondere wird eine vorgangsbezogene Erlösrealisierung und korrekte Produktkostenkalkulation ermöglicht. Zudem ist für den gesamten Prozess inklusive der automatisch generierten, ergänzenden Belege, eine deutlich verbesserte Überwachung der Wertschöpfungsketten gegeben.

Zur Nutzung dieser fortschrittlichen Intercompany Lösung ist keine zusätzliche Lizenz nötig. Sie muss lediglich in SAP S/4HANA separat mit zusätzlichen Konfigurationen und ergänzten Stammdaten aktiviert werden.

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