Verbesserte Bedarfsplanung in SAP durch Dispositionsbereiche
Bedarfsplanung durch Dispositionsbereiche
SAP bietet eine Vielzahl von Funktionen, um die Bedarfsplanung durchzuführen. Trotzdem kommt es in vielen Unternehmen zu Unterdeckungen, da ungeplante Bedarfe, beispielsweise aus dem Service, eingelastet werden. Um dieses Problem zu lösen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Zum Beispiel ein separates Werk oder Lagerort.
In diesem Beitrag möchte ich Ihnen den Dispositionsbereich am Beispiel der effizienten Planung von Service-Komponenten vorstellen.
Was sind Dispositionsbereiche?
Der Dispositionsbereich (kurz: Dispobereich) befindet sich organisatorisch zwischen dem Werk und dem Lagerort. Er ist eine selbständig disponierende Organisationseinheit und wird in drei Typen unterschieden:
- Werksdispobereich,
- Lagerortdispobereich und
- Lohnbearbeiterdispobereich.
Der Werksdispobereich umfasst zunächst die Gesamtheit der Lagerort- und Lohnbearbeiterbestände. Wird ein Lagerort einem eigenen Dispobereich zugeordnet, wird er separat disponiert und fällt aus dem Werksdispobereich heraus.
Ein Lagerortdispobereich umfasst mindestens einen Lagerort. Werden mehrere Lagerorte zu einem Dispobereich zusammengefasst, werden diese gemeinsam disponiert.
Der Lohnbearbeiterdispobereich wird genau einem Lieferanten zugeordnet. Anstelle des Lohnbearbeitersegments in der Bedarfs- / Bestandsliste (MD04) werden die Bedarfe nun im eigenen Dispobereich geplant.
SAP empfiehlt für den MRP-Lauf die Verwendung des Planungsumfangs, mit dem sich die Reihenfolge und der Umfang der Planung festlegen lässt. Dies ist jedoch nur optional, da beim Planungslauf für ein Werk auch alle anhängigen Dispobereiche mit geplant werden.
Einrichtung der Dispobereiche
Material - Einzelbearbeitung
Dispobereiche müssen zunächst im Customizing angelegt werden. Für das Beispiel der Planung von Service-Komponenten, wird der Lagerort, auf welchem die Service-Komponenten gelagert werden, diesem Dispobereich zugeordnet.
Die Komponenten werden erst getrennt im Dispobereich geplant, wenn die Zuordnung zu diesem im Materialstamm erfolgt. Für den Dispobereich des Materials können die Materialsichten Disposition 1, Disposition 2 und Prognose separat gepflegt und die Verbrauchswerte eingesehen werden.
Sammelbearbeitung
SAP bietet für die Sammelbearbeitung von Dispositionsbereichen Funktionsbausteine an. Mit diesen lassen sich ganze Dispobereiche oder einzelne Daten anlegen, kopieren, ändern und löschen.
Um die Funktionalität zu veranschaulichen, bietet SAP ein Beispielprogramm (RMMDDIBE). Mit den Funktionsbausteinen können Sie sich ihre eigene Transaktion für die Sammelbearbeitung programmieren.
Ein Beispiel: Service-Komponentenplanung
Angenommen, ein Unternehmen stellt Fahrräder her und bietet gleichzeitig Wartungs- und Reparaturservices, sowie Ersatzteile für diese an. Um eine effektive Planung und Steuerung der Service-Komponenten zu ermöglichen, möchte das Unternehmen einen Dispobereich in SAP einsetzen. Es nutzt aktuell zwei Lagerorte, einen für die Versorgung der Produktion (0001) und einen für die Service-Komponenten (0002). Die Auswirkung wird exemplarisch für das Materials 500-664 „Scheibenbremse“ gezeigt.
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1. Definition des Dispositionsbereichs:
Zunächst wird ein Dispositionsbereich „SERVICE“ mit dem Namen „Service-Komponenten“ für den Lagerort 0002 erstellt.
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2. Zuordnung der Service-Komponenten:
Die relevanten Service-Komponenten, wie Klingeln, Bremsen und Schlösser, werden dem Dispositionsbereich „SERVICE“ zugewiesen.
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3. Separate Bedarfsplanung:
Durch die Verwendung von Dispositionsbereichen kann das Unternehmen nun eine getrennte Bedarfsplanung für die Service-Komponenten durchführen. Es können spezifische Parameter wie Wartungsverträge, Serviceaufträge oder historische Daten berücksichtigt werden, um den genauen Bedarf an Service-Komponenten zu ermitteln.
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4. Bestandsführung und Beschaffung:
Der Lagerbestand, die Bestellmengen und Sicherheitsbestände können auf den Dispositionsbereich abgestimmt werden. Dadurch wird sichergestellt, dass die richtigen Komponenten rechtzeitig verfügbar sind, um die Serviceanforderungen zu erfüllen.
Eine Scheibenbremse wird sowohl in der Produktion als auch als Ersatzteil gebraucht. Ohne Dispobereiche wird der gesamte Bestand in der MD04 angezeigt. Erst in der Bestandsübersicht ist ersichtlich, dass von den 200 Stück auf Lager 125 Stück für die Produktion und 75 Stück für den Service vorgesehen sind.
Nach Einführung des Dispobereichs ist in der MD04 die Eingabe eines Dispobereichs möglich. Wird das Werk als Einstiegsparameter gewählt, wird der Werksdispobereich angezeigt. Dort sind die verfügbaren 125 Stück, sowie die Produktionsbedarfe sichtbar. Wenn der Dispobereich SERVICE aufgerufen wird, sind die verfügbaren 75 Stück und die Kundenaufträge sichtbar. In der Bestandsübersicht sind die beiden Dispositionsbereiche getrennt voneinander dargestellt.
Vorteile der Nutzung von Dispositionsbereichen für Service-Komponenten:
Die Verwendung von Dispositionsbereichen für die Planung von Service-Komponenten bietet Unternehmen eine Reihe von Vorteilen:
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1. Effiziente Ressourcenplanung:
Durch die separate Planung und Steuerung von Service-Komponenten in einem eigenen Dispobereich werden nur die Komponenten beschafft und vorgehalten, die tatsächlich für den Servicebetrieb benötigt werden. Dadurch werden Kosten gespart und Überbestände vermieden.
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2. Präzise Bestandsführung:
Die Verwendung von Dispobereichen ermöglicht eine genaue Verfolgung und Überwachung des Bestands an Service-Komponenten. Unternehmen haben eine bessere Sichtbarkeit über den Verbrauch und können Bestände rechtzeitig auffüllen, um Engpässe zu vermeiden und eine reibungslose Serviceleistung sicherzustellen. Dies gewährleistet, dass die Produktionsmaterialien ausschließlich für die Fahrradherstellung verwendet werden und nicht unbeabsichtigt für den Service verbraucht werden.
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3. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit:
Dispobereiche bieten Unternehmen die Flexibilität, ihre Planungseinstellungen und -parameter für Service-Komponenten individuell anzupassen. Dies ermöglicht eine präzise Anpassung an die spezifischen Anforderungen des Servicegeschäfts, z.B. durch die Festlegung von Mindestbeständen, Bestellpunkten oder Lieferzeiten.
Fazit
Dispositionsbereiche in SAP bieten Unternehmen eine effektive Möglichkeit, Service-Komponenten separat zu planen und zu steuern. Durch die Nutzung von Dispositionsbereichen können Unternehmen eine präzisere Bedarfsplanung durchführen, Bestände optimieren und Serviceprozesse effizienter gestalten. Dies trägt zu einer verbesserten Kundenzufriedenheit, reduzierten Kosten und einer reibungslosen Serviceerbringung bei. Wenn Ihr Unternehmen Service-Komponenten verwaltet, sollten Sie die Möglichkeiten der Dispositionsbereiche in SAP in Betracht ziehen, um Ihre Prozesse zu optimieren und einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen.
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