S/4HANA-Transformation: Warum jetzt – und warum Lean Selective Data Transition?
Der Wechsel von SAP ECC zu S/4HANA ist mehr als ein technisches Upgrade – es ist die Chance, Prozesse zu vereinfachen, Daten zu verschlanken und das Unternehmen für die nächsten Jahre digital fit zu machen. Spätestens mit dem auslaufenden Mainstream-Support für ECC ist der Handlungsdruck klar. Gleichzeitig locken klare Vorteile: eine performante In-Memory-Plattform, Echtzeit-Analysen, vereinfachte Datenmodelle (z. B. Universal Journal), bessere Automatisierung und Cloud-Readiness.
Zentral für den Erfolg des Umstellungs-Projekts ist die Wahl des richtigen Wechselansatzes. Welche Möglichkeiten gibt es und wie unterscheiden sie sich?
Transformations-Wege im Überblick
- Greenfield (Neuimplementierung): Neuaufbau mit Best Practices; maximale Bereinigung, aber hoher Change-Aufwand.
Vorteil: Prozesse komplett neu gestalten und Altlasten loswerden.
Nachteil: Oft hoher Aufwand und Verlust wertvoller historischer Daten.
- Brownfield (System Conversion): Sie konvertieren Ihr bestehendes ECC-System 1:1 nach S/4HANA.
Vorteil: Alle Daten und Prozesse bleiben erhalten.
Nachteil: Sie nehmen auch alle Altlasten, unnötige Daten und ineffiziente Prozesse mit. Die Chance zur Optimierung wird vertan.
Doch es gibt einen dritten, cleveren Weg, der das Beste aus beiden Welten vereint.
- Lean Selective Data Transition (SDT): Der Mittelweg – Sie behalten Bewährtes, migrieren aber nur relevante Daten und Organisationseinheiten. Die SAP stellt mit dem in das Cloud ALM integrierten Business Transformation Center (BTC) eine Lösung für die Lean SDT ohne zusätzliche Kosten bereit.
Merkmale des Mittelwegs Lean Selective Data Transition
Stellen Sie es sich wie einen Umzug vor. Statt den gesamten Hausrat (Brownfield) oder nur neue Möbel (Greenfield) mitzunehmen, entscheiden Sie bewusst, welche wertvollen Stücke und Erinnerungen Sie behalten und welche Sie entrümpeln.
Bei der SDT werden relevante Organisationseinheiten (z. B. nur bestimmte Buchungskreise) und Daten nach definierten Regeln und Zeiträumen selektiv in ein neues, sauberes S/4HANA-System übertragen.
- Selektiv statt „alles oder nichts“: Migration bestimmter Zeiträume (z. B. letzten 2–3 Jahre), Organisationseinheiten, oder Belegarten.
- Schlankes System von Tag 1: Sie starten mit einem sauberen, performanten System ohne historischen Ballast. Das reduziert die Datengröße und senkt die Betriebskosten.
- Risikominimierung: Die Transformation kann in Phasen erfolgen, ähnlich wie bei einem Brownfieldansatz können in einer der Lean SDT nachgelagerten Innovationsphase neue Funktionalitäten implementiert werden. Hierdurch wird die Komplexität und das Risiko der Transformation reduziert.
Typische Anwendungsfälle
- Historie ist wichtig, aber nicht „alles“ wird benötigt: Rechtssichere Belegjahre migrieren, Altjahre ins Archiv oder das gesamte Altsystem archivieren.
- Carve-outs/M&A: Nur relevante Gesellschaften, bzw. Buchungskreise übernehmen.
Vorgehen: Vom Scan zum umsetzbaren Plan, die Reihenfolge des Ablaufs
- Analyse starten: Quellsystem(e) scannen, relevante Objekte und Daten prüfen.
- Digitale Blueprints anlegen: Analysedatei importieren, Projektziele definieren, Scope initial aus der Analyse ableiten.
- Scope schärfen: Einschluss-/Ausschlussregeln festlegen (z. B. Buchungskreise, Organisationsstrukturen, Datenobjekte), Abhängigkeiten dokumentieren.
- Governance aufsetzen: Rollen, Verantwortlichkeiten, Freigabeprozesse und Meilensteine festlegen.
- Integration in die Umsetzung: Aufgabenpläne zuordnen, Aufgabenausführung steuern, Statusberichte automatisieren.
- Kontinuierlich pflegen: Änderungen versionieren, Auswirkungen bewerten, Lessons Learned einarbeiten.
Digitaler Blueprint als zentrales Element
Ein digitaler Blueprint ist ein zentraler, versionierbarer Plan Ihres Transformationsvorhabens. Er bündelt technische und betriebswirtschaftliche Informationen – von Systemlandschaft und Stammdatenobjekten über Prozesse und Abhängigkeiten bis hin zu Migrationsregeln und Qualitätskriterien. Grundlage sind häufig Analysedateien aus Systemscans, die den Ist-Zustand objektiv abbilden. Aus diesen Rohdaten entsteht ein kuratierter Scope: Was kommt in die Migration oder Transformation, was bleibt draußen, und warum?
Das SAP Cloud ALM bietet einen Rahmen, in dem digitale Blueprints erstellt, verwaltet und mit operativer Umsetzung verknüpft werden können. Dazu gehört:
- Systemscans erfassen den Ist-Zustand Ihrer Quellsysteme und liefern die Analysedaten.
- Digitale Blueprints konsolidieren diese Informationen als zentrales Repository für technische und betriebswirtschaftliche Inhalte.
- Projekte und Aufgabenpläne (z. B. SAP Activate) verbinden den Blueprint mit konkreten Aktivitäten, Meilensteinen und Rollen.
Übertragung ausgewählter Daten – eigene Transformation ausführen und überwachen mit „Zyklen verwalten“ und „Zyklen ausführen“
Die Übertragung ausgewählter Daten ist ein Kernschritt vieler SAP-Transformationsprojekte. Neben dem digitalen Blueprint, dem Scope, der Zentralen Dokumentation von Regeln und Verantwortlichkeiten, braucht es eine saubere operative Steuerung. Genau hier unterstützen die Apps „Zyklen verwalten“ und „Zyklen ausführen“ in SAP Cloud ALM. Sie machen Transformationen planbar, wiederholbar und transparent.
Ein Zyklus ist ein in sich geschlossener Durchlauf Ihrer Transformation oder Migration, typischerweise für eine Umgebung (z. B. DEV, QA, PROD) oder für eine Datenwelle. Er bündelt:
Umfang: Welche Objekte/Organisationseinheiten (z. B. Buchungskreise) übertragen werden
Timing: Zeitfenster, Sequenzen und Abhängigkeiten
Rollen und Verantwortlichkeiten
- Zyklus-Owner: Gesamtverantwortung, Freigaben, Kommunikation.
- Datenverantwortliche (Fachbereich): Validierung fachlicher Qualität, Abnahme.
- Technische Leads: Schnittstellen, Jobs, Performance.
- ALM-Admin/PMO: Governance, Reporting, Audit-Trail.
Beispiel einer Lean Selective Data Transition - Mit digitalen Blueprint von der Analyse zur Umsetzung
Quelle: https://help.sap.com/docs/btc/application-help/about-this-guide
Transformationsansatz definieren und ausführen
Projekte und Setup:
In der App Projekte und Setup lassen sich neue Projekte erstellen, eine SAP Activate-Aufgaben-Roadmap auswählen, Meilensteine der Implementierungsphasen festlegen und Projektrollen den Teammitgliedern zuweisen.
Transformationsprojekt verwalten
In der App Transformationsprojekte verwalten Sie Transformationsprojekte in SAP Cloud ALM mit einem Standardaufgabenplan für das Szenario der Übertragung ausgewählter Daten.
Analysedateien generieren und hochladen
Die Ergebnisse der Analyse zur Nutzung von SAP-ERP und zur Datenprofilierung werden durch den SAP Readiness Check bereitgestellt. Diese Ergebnisse stammen aus den entsprechenden Datensammlern und dienen als Grundlage für die Ausarbeitung des digitalen Blueprints.
Maintenance Readiness Check (MRC): Rufen Sie die Transaktion SP_MRC_EXECUTE auf
UDP: Um die Datenmigrationsprofil-Analyse auszuführen, gehen Sie wie folgt vor:
Öffnen Sie die Transaktion SA38 im Produktivmandanten des Produktivsystems und führen Sie das Programm RC_UDP_START_DMR2 aus,
Systemscans verwalten
Über die App Systemscans führen Sie eine Analyse eines ausgewählten Quellsystems durch und sammeln die relevanten Informationen, die anschließend in Ihre Datenmigration einfließen können.
Digitale Blueprints verwalten
Über die App Digitale Blueprints können Sie digitale Blueprints auf Basis einer zuvor hochgeladenen Analysedatei erstellen und verwalten. Der digitale Blueprint dient als zentrales Repository für die technischen und betriebswirtschaftlichen Informationen Ihres Datentransformationsprojekts. Zu Beginn enthält die Analysedatei den gesamten relevanten Umfang.
Anlage des digitalen Blueprints
Mit der Zeitscheibe können Sie Daten, die vor einem festgelegten Geschäftsjahr liegen, gezielt aus dem Geltungsbereich Ihres digitalen Blueprints ausschließen.
Für den Umfang wurde ausschließlich der relevante Buchungskreis 1100 berücksichtigt; die restlichen Buchungskreise wurden aus dem Scope ausgeschlossen.
Transformation Objekte sind auf zwei Kategorien unterteilt.
Stammdaten
Transaktionsdaten
Mit der App „Gescannte Tabellen auswählen“ haben Sie die Möglichkeit, den Umfang Ihres digitalen Blueprints individuell anzupassen.
Zyklen und Transformation verwalten
Mit der App Zyklen verwalten können Sie Zyklen basierend auf einer Transformationsmodellversion anlegen, bearbeiten und verwalten.
Ein Zyklus ist die eigentliche Datentransformation, die zwischen dem SAP-ECC-Quellsystem und dem SAP-S/4HANA-Zielsystem stattfindet. Er enthält Informationen aus der entsprechenden Transformationsmodellversion über Transformationsobjekte, ihre Beziehungen, Filter und Regeln.
Zyklen anlegen – mit „Zyklen verwalten“
- Ausgangspunkt Blueprint: Wählen Sie den relevanten digitalen Blueprint und übernehmen Sie daraus Scope, Regeln und KPIs.
- Zyklusprofil definieren: Zielumgebung (DEV/QA/PRD), Zeitfenster.
- Umfang festlegen: z. B. „Buchungskreis 1100 im Scope, übrige ausgeschlossen“; zusätzlich Filter nach Organisationseinheiten oder Datenobjekten.
- Abhängigkeiten bestimmen: Reihenfolge von Objektgruppen (zuerst Stammdaten, dann Bewegungsdaten), technische Vorbedingungen, Downtime-Fenster.
- Zyklen ausführen – mit „Zyklen ausführen“
- Pre-Checks: Automatische Vorprüfungen starten (Datenqualität, Verbindungsstatus, Berechtigungen, Job-Queue).
- Trockenlauf (optional): Test-Run mit begrenztem Umfang, um Regeln und Performance zu validieren.
- Produktiver Durchlauf: Jobs starten, Reihenfolge überwachen, Abhängigkeiten automatisch steuern lassen.
- Fehlerhandling: Fehlgeschlagene Datensätze isolieren, Ursachen analysieren (z. B. Pflichtfelder, Mapping-Lücken), Korrekturen anwenden und Teiljobs neu anstoßen.
- Qualitätssicherung: Validierungsregeln ausführen, Stichproben prüfen, Abnahme dokumentieren.
- Protokollierung: Laufzeit, Erfolgsquote, Fehlerklassen, manuelle Eingriffe – alles revisionssicher gespeichert.
Fazit: Ist die Lean Selective Data Transition ein sinnvoller Mittelweg zwischen einem Brownfield und einem Greenfield Projekt?
Wir sind der Meinung ja, wenn der Use Case passt!
Eine Lean Data Transition mit Hilfe der SAP BTC, bzw. des Cloud ALM funktioniert und kann ein guter Mittelweg sein zwischen einer Brownfield, oder Greenfield Transformation. Dieser Ansatz ermöglicht ein:
- Selektiv statt „alles oder nichts“, oder „alles neu“. Schlankes System von Tag 1, da historischer Daten Ballast nicht übernommen wird.
- Die Einführung von Prozessoptimierungen und Verbesserungen mit Augenmaß über Phasen verteilt, z.B. in einer nachgelagerten Innovationsphase.
- Minimieren von Risiken da, wie beim Brownfield Ansatz auf Basis des vorhandenen Systems transformiert wird.
Gerne begleiten wir Sie bei der Auswahl des für Sie richtigen Transformationsansatzes, sprechen Sie uns an.